Und plötzlich ist vieles irgendwie besonders

Wolfgang Klein engagiert sich ehrenamtlich als Sterbebegleiter für die Malteser. Foto: Sabine Wigbers

Hamburg. Was viele Menschen als Schicksal bezeichnen würden, war für Wolfgang Klein ein Geschenk mit Höhen und Tiefen. „Ich habe meine Lebensgefährtin kennen gelernt und sie dann kurze Zeit später durch eine schwere Krankheit bis zu ihrem Tod begleitet. Eigentlich hatten wir nur eineinhalb Jahre zusammen.“ Das sagt er ohne Verbitterung. Im Gegenteil: Bei ihm hat diese Erfahrung etwas Entscheidendes ausgelöst. Er habe gelernt, um was es im Leben wirklich ginge, sich mit seiner damaligen Partnerin auf das Wichtige konzentriert: „Alles Nebensächliche fiel bei uns ganz einfach weg, Streit um Kleinigkeiten und sinnlose Konflikte haben wir einfach sein gelassen. Wir wussten, dass uns zusammen nur wenig Zeit bleibt.“ Das Wissen um die Endlichkeit des Lebens habe ihn damals zu einem anderen Menschen gemacht, das bezeichnet Wolfgang Klein als „Geschenk mit Höhen und Tiefen“.

Heute engagiert sich der pensionierte Berufsschullehrer im Malteser Hospiz-Zentrum (MHZ) als Sterbebegleiter. Er begleitet Menschen, die am Lebensende stehen und unterstützt Familien, in denen Kinder oder Jugendliche sterbenskrank sind. „Ich wollte etwas Sinnvolles tun und mich dadurch immer wieder daran erinnern lassen, was wirklich zählt im Leben“, beschreibt er seine Motivation. Vor Beginn seiner ehrenamtlichen Tätigkeit besuchte er einen Schulungskurs im MHZ. Hier erhielt er das theoretische Wissen zu den Themen Tod und Sterben und den verschiedenen Möglichkeiten, Menschen auf ihrem Weg zu begleiten. „Wir haben in dem Kurs vor allem erfahren, mit welcher Haltung man auf die Menschen, die man begleitet, zugehen sollte, nämlich ohne Erwartungen, also sinnbildlich mit leeren Händen.“

Die Sterbebegleitung sei für ihn ein Türöffner, um das Leben zu schätzen. „Mich bringt sie dazu, wieder richtig zu leben.“ Seine Augen strahlen, wenn er von den Menschen erzählt, die er in den vergangenen vier Jahren begleitet hat. Zurzeit besucht er eine Familie mit vier Kindern. Tochter Sarah (12) leidet an der unheilbaren Stoffwechselerkrankung NCL, der sogenannten Kinderdemenz, die tödlich verläuft und nicht therapierbar ist. Mit dieser schweren Diagnose muss die ganze Familie irgendwie versuchen zu leben. Sarahs Brüder sind zwei, sieben und 13 Jahre alt, um die beiden älteren Jungen kümmert sich Wolfgang Klein einmal pro Woche für ein paar Stunden. „In der Zeit, in der ich da bin, versuche ich die Familie ein wenig zu entlasten, indem ich mich mit den Jungs beschäftige. Bei Regen spielen wir drinnen zusammen, bei gutem Wetter gehen wir immer raus und paddeln auf den Kanälen, besuchen den Stadtpark oder mal ein Museum.“ Durch sein Ehrenamt als Sterbebegleiter werde sein Leben bereichert, sagt Wolfgang Klein. „Vieles ist seitdem irgendwie besonders.“

Aktuell werden weitere Ehrenamtliche gesucht, die Menschen am Lebensende in ihrem Zuhause oder in einer Einrichtung begleiten oder Familien mit schwerkranken Kindern entlasten. Das MHZ bietet deshalb ab März und April 2019 zwei ca. dreimonatige Schulungskurse an. Im Rahmen zweier Infoabende im MHZ (Halenreie 5) werden die Schulungen vorgestellt und alle Fragen rund um das Ehrenamt als Sterbebegleiter beantwortet.

• Dienstag, 19.02.2019, 18.30 Uhr Infoabend zur Schulung zum Begleiter in der Kinder- und Jugendhospizarbeit
• Dienstag, 26.02.2019, 18.30 Uhr Infoabend zur Schulung zum Begleiter in der Erwachsenenhospizarbeit

Bei Fragen vorab: Tel. 60 3300 1, hospiz-zentrum.hamburg(at)malteser(dot)org.


Zurück zu allen Meldungen